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Künstler: Sigur Rós

Album: Takk

Erscheinungsjahr: 2005

Anspieltipp: Glósóli

Autor: Markus

Vor 16. bis 20 Mio. Jahren entsteht die Feuerinsel Island durch vulkanische Aktivitäten am mittelatlantischen Rücken. Während Kaltphasen auf der Erde bleibt das Land lange Zeit unter Eis begraben. Erst 750 Jahre nach Christus halten sich irische Mönche gelegentlich auf der Insel auf. Knapp zwei Jahrhunderte später wird das Parlament Althing gegründet und der isländische Freistaat ausgerufen. Für die Entdeckung Nordamerikas durch Leif Eriksson im Jahre 1000 bezahlt das isländische Volk spät einen teueren Preis. In den Jahren 1402-1404  werden zwei Drittel der Bevölkerung des Landes Opfer der Pest. Weiterhin hat der Staat 1783-1790 mit dem größten Vulkanausbruch seiner Geschichte und einer darauf folgenden Hungersnot zu kämpfen, was den dänischen König, unter dessen Herrschaftsbereich Island zu dieser Zeit fällt, erwägt, die 40.000 Überlebenden nach Jütland umzusiedeln. Dieser ist es auch, der dem Land im Jahre 1873 eine eigene Verfassung gibt. Gegen Ende des zweiten Weltkrieges anno 1944 ruft Island die Republik aus und legt damit ein frühes Fundament für eine Annäherung an das moderne Europa der heutigen Zeit.

So mysteriös und faszinierend die Geschichte Islands auch anmuten mag, sie könnte keine bessere musikalische Entsprechung als in der Klangkunst der Ausnahmemusiker von Sigur Rós erfahren. Bereits mit ihrem Zweitwerk „Agaetis Byrjun“  konnte die außergewöhnlich Band von der Vulkaninsel mit tief greifenden und puristischen Kompositionen begeistern, die den herkömmlichen Rahmen altergebrachter Pop- oder Rockmusik weit zu sprengen wussten. Das Ausnahmewerk avancierte fortan zum Liebling der Musikpresse und fand seine Fortführung im nicht minder grandiosen Nachfolger „()“, welcher im Jahre 2002 veröffentlicht wurde und genau wie „Agaetis Byrjun“ einen Siegeszug um die Welt antrat. Handelte es sich bei diesem Output um ein extrem schwer zu erschließendes Kunstwerk, welches von einer äußerst unkonventionellen Vorgehensweise innerhalb der Songs und dem unbedingten Streben nach Innovation beseelt war, so präsentiert man sich knapp drei Jahre später auf „Takk“ deutlich zugänglicher, erwachsener und weniger depressiv als auf dem ausufernden Vorgängerwerk.

Sigur Rós schaffen auf ihrer neuesten Veröffentlichung den einzigartigen Spagat, künstlerisch enorm anspruchsvoll zu agieren ohne dabei dem Bedürfnis des Hörers nach Nachvollziehbarkeit entgegenzuwirken. Dabei benutzt die Ausnahmeformation noch immer symphonische Klangteppiche und die säuselnde Stimme von Sänger Jónsi Birgissons als grundlegende Stilmittel ihrer Musik. Zwar hat man die auf dem letzten Album verwendete Kunstsprache hopeländisch zugunsten der isländischen Muttersprache aufgegeben, nichts desto trotz wirkt die vertonte Klangkunst zutiefst fragil und geht zentimertertief unter die Haut. Wenngleich der Fokus bei „Takk“ eindeutig auf Kompaktheit und  einer deutlich gitarrenlastigeren Produktion liegt, hat man nicht den Fehler begangen, den ästhetischen Aspekt in der Musik zu vernachlässigen. Dies äußerst sich in ergreifenden Kompositionen wie dem mit eruptiv aufwallenden Riffs ausgestatteten „Glósóli“ oder dem weitläufigen, an der 10 Minuten Grenze kratzenden „Milanó“. Geradezu überwältigend emotional ist auch Song Nummer 8 „Gong“ geworden. Obwohl selbiger einen weitesgehend stringenten Songaufbau aufweist, vertonen  Sigur Rós hier mühelos das Gefühl der Melancholie in Perfektion.

„Takk“ ist genau wie die Vorgängerwerke der  Klangmagier Musik gewordene Metaphorik, die ihresgleichen sucht. Somit gibt es auch im Jahre 2005 keinen größeren Musikexport aus Island als Sigur Rós.

 

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